40% - 50% - 60% Rabatt - Was sich hinter sogenannten Consumer-Brands und Influencer-Marketing wirklich verbirgt

Wer in den sozialen Medien wie Instagram, Youtube und Co. regelmäßig unterwegs ist, der kann kaum einen Klick machen, ohne über einen Influencer zu stolpern, der für mindestens eine Marke oder ein Produkt Werbung macht.
Vor allem in den letzten Monaten scheint diese Art der Werbung stark zugenommen zu haben.
Auffällig ist dabei aber, dass es sich zwar um die verschiedensten Influencer, aber um die immer wieder gleichen Marken handelt.

In diesem Beitrag möchte ich drei unterschiedliche Formen von Marketing und Verkauf mit euch genauer anschauen, in die Influencer verwickelt sind:

- Consumer Brands: Marken, die ihre Produkte nur durch Influencer bewerben lassen und diese deshalb auch auf deren Zielgruppen abstimmen

- Marken, die Influencern gehören: Influencer als Firmengründer und ihre Produkte

- Markenkooperationen mit Influencern: Bekannte Marken entwickeln Produkte zusammen mit Influencern, die dafür ihren Namen zur Verfügung stellen

 

 

"Consumer Brands" - Marken die extra für die Vermarktung durch Influencer geschaffen wurden

Welcher Schnäppchenjäger bekommt kein Herzklopfen, wenn ihm irgendwo 40%, 50% oder sogar satte 60% Rabatt auf Kosmetik, Accessoires und Pflegeprodukte versprochen werden?

Wenn einem diese unglaublichen Schnäppchen auf Youtube, Instagram und Co. begegnen, dann handelt es sich meist um sogenannte "Consumer Brands" oder deutlicher formuliert, um Influencer Marken.
Dahinter verbergen sich Brands und Produkte, die extra für die Vermarktung durch Influencer geschaffen wurden.

Die Idee dahinter ist relativ simpel:
Heute spricht herkömmliche Fernseh- und Printwerbung die meisten nicht mehr an. Die vollmundigen Werbeversprechen werden oft als unglaubwürdig eingestuft und die Verbreitung der Werbebotschaft durch irgendeinen hochkarätigen Star trägt auch nicht zu mehr Authentizität bei.
Oder glaubt wirklich jemand, dass Eva Longoria ihren Haaransatz mit L'Oreal Spray kaschiert?

Vor allem jüngere Generationen halten persönliche Empfehlungen auf Basis von Testerfahrungen für vertrauenswürdiger und genau hier setzt die Werbestrategie von Consumer Brands an.
Denn wer wäre vertrauenswürdiger als dein Lieblingsinfluencer / deine Lieblingsinfluencerin, die für dich die Produkte getestet hat und jetzt die tollen Ergebnisse in einem Video oder einem Post präsentiert?
Noch dazu, wenn der Präsentation auch noch ein fetter Rabattcode folgt.

Der Vorreiter in Sachen Consumer-Brands ist hierzulande die Firma Invincible Brands, die mehrere solcher Influencer-Marken aufgebaut hat.

In diesem Artikel möchte ich dir einen Überblick geben, was das Besondere an diesen Brands ist, warum sie trotz ihrer Werbestrategien das betriebswirtschaftliche Rad nicht neu erfunden haben und was man als Kunde beachten sollte.

 

Invincible Brands

Will man dem Thema Influencer Marken auf den Grund gehen, dann stößt man bei der Recherche ziemlich schnell auf die Firma Invincible Brands.

Gegründet wurde die Firma 2015 von Gennadi Tschernov und Björn Keune in Berlin, wo das Unternehmen auch bis heute in der Friedrichstraße in einem offenen Großraumbüro mit mehr als 200 Mitarbeitern seinen Sitz hat.

Hinter Invincible Brands stecken laut eigenen Angaben des Unternehmens 8 Marken, wobei nur
- Hello Body
- Banana Beauty
- Natural Mojo
 und Mermaid +Me
öffentlich auf der eigenen Website genannt werden.


Es gehören aber auch noch die Marken
- Cali for Tea
- I am Kamu
sowie 2 weitere Marken, zu denen ich online leider keine Informationen finden konnte, zu Invincible Brands.

Im Sommer 2020 hat sich Henkel an den drei erfolgreichsten Marken, Hello Body, Mermaid +Me und Banana Beauty mit 75% die Mehrheit an diesen Unternehmungen gekauft, was durchaus beweist, dass diese Art des Firmenaufbaus und -Führung auch von "alteingesessenen Unternehmen" als zukunftsträchtig erachtet wird.

Doch welche Produkte stecken hinter den einzelen Marken und halten diese wirklich besser was sie versprechen, als die "normale" Werbung?

HELLO BODY

Ich hatte die Augencreme von Hello Body mal in einer Glossybox Sonderedition.
Für die Augencreme wird normalerweise ein Preis von 29,99€ für 15ml aufgerufen.
Aber mithilfe seines Lieblingsinfluencers gibt es da ja noch Rabattcodes zwischen 40% - 60%.

Rein von den Inhaltsstoffen her kann ich in Hello Body, egal ob jetzt bei dieser Augencreme oder den anderen Produkten, nichts allzu aufregendes entdecken, aber auch nichts, was bedenklich wäre.


Allerdings halte ich die Produkte nicht für besser oder schlechter als herkömmliche, in der Drogerie erhältliche Körper- und Gesichtspflegeprodukte wie beispielsweise Bebe oder sogar die Rossmann und dm Eigenmarken Isana und Balea.

Rein rechnerisch besteht allerdings auch mit Rabatt ein großer Unterschied, was man am Beispiel der Augencreme (Menge 15ml) sehr gut zeigen kann:

Augencreme von HelloBody -50% Rabatt: 14,98€
Augencreme von Isana (Rossmann): 2,99€
Augencreme von Balea (dm): 3,85€

BANANA BEAUTY

Die dekorative Kosmetikmarke bietet verschiedene Make-up- und Nagellackprodukte an.

Vor allem die Banana Beauty Liquid Lipsticks sind wirklich nicht schlecht, aber auch nicht so überragend gut, dass ein Preis von 24,99€ für 3ml gerechtfertigt wäre.
Hier werden aber ebenfalls Influencer- Rabattcodes zwischen 40% - 50% ausgegeben.

Bei dieser Marke ist es ziemlich schwer, einen fairen Vergleich zu finden, da bei Make-up Produkten die Meinungen immer ziemlich weit auseinandergehen, aber beispielsweise verlangen Dior, Clinique, Lancome, Estée Lauder, Nars und Fenty Beauty auch um die 25€ für Lippenstifte, Liquid Lipsticks und Glosses.

Bezieht man hier aber den Influencer-Rabatt ein, lässt sich in diesem Preisbereich beispielsweise folgender Vergleich ziehen:

Banana Beauty Liquid Lipstick: 12,50€ (3ml)
KvD Vegan Beauty Liquid Lipstick: 10,50€ (3ml)
NYX Liquid Lipstick: 7,85€ (4ml)

NATURAL MOJO

Hier handelt es sich um eine Nahrungs-Ergänzungs-Marke, die laut Firmenbeschreibung Superfoods verkauft, aber einfach ausgedrückt Abnehmshakes, Fitnesspülverchen und Kapseln für Haut, Haar und Co. anbietet.

Ob sich jemand auf ein solches Pulver-basiertes Fitness-Abnehm-Konzept einlassen möchte, ist jedem individuell überlassen, aber ich selbst bin beim Testen dann lieber beim Thema Haare geblieben und hab die Hair Balance Kapseln gegen fettige Kopfhaut ausprobiert.
(Laut den vollmundigen Versprechen einer Influencerin sollte sich damit bereits nach 14 Tagen eine sichtbare Besserung erreichen lassen und bei regelmäßiger Einnahme dazu führen, dass nur noch 1x die Woche die Haare gewaschen werden müssen.)

Die Dose kostet regulär 39,99€ für 30 Kapseln.
Rabattcodes bringen hier 40% - 50% Ersparnis, sodass ich am Ende noch 19.99€ für die Packung bezahlt habe.

Natural Mojo verspricht, dass die Kombination aus ausgewählten Superfoods, Mineralien und Vitaminen die Kopfhaut und deren Talgdrüsen besser ins Gleichgewicht bringen und die Haare so weniger schnell fettig werden.
Beim Blick auf die Inhaltsstoffe der Hair Balance Kapseln sind neben den gängigen Vitaminen C, B2 und B3 auch Zink, Jod und das allseits bekannte "Haarvitamin" D-Biotin enthalten. Was aber Salicin (wird im Darm zu Salicylsäure umgewandelt), eine entzündungshemmende, schmerzlindernde chemische Verbindung und MSM - eine Schwefelverbindung - die vor allem Schmerzen im Bewegungs- und Muskelapparat lindern soll, in diesen Kapseln gegen fettige Kopfhaut bewirken sollen, ist mir schleierhaft.

Einzig und allein der grüne Tee Extrakt scheint hier mit seiner Wirkung gegen juckende Kopfhaut und Schuppenbildung wenigstens einigermaßen zum Thema zu passen.

Nach meinem 2-monatigen Test kann ich auch aus der praktischen Anwendung heraus berichten, dass die Kapseln bei mir gar nichts bewirkt haben, außer Sodbrennen, das ich normalerweise nie habe. Mögliche Ursachen hierfür könnten der Schwefel, das Salicin, aber auch die Füllstoffe der Kapseln selbst gewesen sein.

Bei der Recherche in verschiedenen Beauty-Foren habe ich festgestellt, dass ich nicht die Einzige bin, die keine Wirkung der Kapseln feststellen konnte, es gab aber durchaus auch Forenbeiträge, wo Anwenderinnen meinten, ihnen hätten die Kapseln gegen fettige Kopfhaut geholfen.
Am Ende bin ich trotz allem aber der Überzeugung, dass hier eher das Prinzip "positiv Denken" geholfen hat und nicht wie oben beschrieben die Inhaltsstoffe.

Einen Preisvergleich für die Kapseln kann und möchte ich hier gar nicht liefern und bei den Produkten aus dem Diätbereich weigere ich mich standhaft, hier noch jemanden auf Ideen zu bringen, aber allgemein lässt sich feststellen, dass Natural Mojo unter Berücksichtigung der Rabattcodes etwa mit den allseits bekannten Marken Slim-Fast oder Yokebe gleichzusetzen ist.

Wer allerdings wirklich abnehmen möchte, dem rate ich das Geld, das diese Abnehmprogramme kosten würden, in einen Ernährungscoach zu investieren.
Sehr gute Coaches, die sich wirklich bemühen, individuell auf einen einzugehen und ein sinnvolles Ernährungskonzept zu erarbeiten, gibt es schon ab 50€.

 

 

Mondrian Labs

Auch Mondrian Labs beschäftigen sich mit dem Aufbau von Marken, "die durch Influencer-Marketing und den Aufbau von nachhaltig effizienten Marketingkanälen gesteuert werden".
Ergo sprechen wir auch hier von einer Dachgesellschaft, die Consumer-Brands aufbaut.

Rein vom Konzept und der Ausgestaltung des Influencer-Marketings lassen sich keine großen Unterschiede zu Invincible Brands feststellen.
Allerdings ist es sehr viel schwerer, Infos über die zu Mondrian Labs zugehörigen Marken zu finden.

Nach meinem derzeitigen Recherchestand würde ich fast behaupten wollen, dass die einzig momentan in Deutschland vertriebene Marke dieses Unternehmens Pomelo+Co. ist.

 

POMELO+CO.

Unter diesem Markennamen werden verschiedene Haarpflegeprodukte und Linien angeboten, die auf natürlichen Inhaltsstoffen basieren.

Zum Produktangebot gehören neben Shampoos, Trockenshampoos und Conditioner auch verschiedene Haarmasken, Elixiere sowie Stylingprodukte und -Hilfen.
Einige Produkte werden von Anwendern sehr gelobt und bei anderen ist die Begeisterung eher zurückhaltender.

Rabattcodes gibt es hier zwischen 30% - 50%, aber auch eine 100€-Rabatt-Aktion (bei einem Mindestbestellwert von 150€) wird des Öfteren angeboten.

Mich hatten bei Pomelo+Co. vor allem deren Haar-Intensiv-Pflegen interessiert und so habe ich mir die Vanilla Boost und die Matcha Magic Haarmasken bestellt.
Jede Maske enthält 100ml und kostet 29,97€.
Bei meiner ersten Bestellung habe ich übrigens einen 50%-Rabattcode und bei meiner zweiten Bestellung den 100-Rabatt-Deal genutzt.

Für meine Haare hat die Vanilla Boost Maske mit
- Kokosnussöl
- Olivenöl
- Jojobaöl
- Avocadoöl
- Mandelöl
- Arganöl

und Vitamin E Öl
am besten gepasst und mittlerweile benutze ich diese Haarmaske schon etwas über Monate und bin sehr zufrieden.

Durch meine 2. Großbestellung (7 Haarmasken) konnte ich durch Kombination des 100€-Rabatt-Deals mit der Set-Konfigurations-Funktion einen Preis von 9,71€ pro Maske erzielen.
Bei einem "normalen 50% Rabatt" ohne Setkonfiguration kostet eine Maske hingegen stolze 14,98€.

Rein theoretisch könnte man sich eine Haarmaske mit den identischen Inhaltsstoffen selbst zusammenmischen, was je nach Mischverhältnis zwischen 7€ - 8€ kosten würde, wenn man ausschließlich Bio-zertifizierte Öle bester Qualität verwendet.
Welche Qualität die von Pomelo+Co. verwendeten Öle haben, kann ich nicht sagen, allerdings haben diese Haarmasken den unschlagbaren Vorteil, schon fertig verpackt zu sein und nicht erst noch zusammengerührt werden zu müssen.

 

WEITERE "CONSUMER BRANDS" DIE AUF INFLUENCER MARKETING AUFGEBAUT SIND (UND EIN PAAR PRODUKT-ALTERNATIVEN):


Fitvia
unter diesem Markennamen werden diverse Tees und Tee-Sets verkauft, deren Preise bei ca. 24,90€ pro 100g beginnen.
Influencer-Rabattcodes bringen hier "Preisvorteile" zwischen 20% - 40%.
Die Qualität dieser Tees hat im Bezug auf den dafür aufgerufenen Preis schon mehrfach für Kritik gesorgt.
Vergleichbare Tees kosten im Teeladen nämlich gerade einmal um die 5-7€.

Bellavia

gehört zu Fitvia, ist aber eine reine Kosmetikmarke, die nach eigenen Angaben pflanzliche, vegane, tierversuchs- sowie Paraben-freie Pflegeprodukte anbietet.
Die Preise beginnen bei Einzelprodukten bei ca. 19,90€ für einen Lipbalm bis 39,90€ für eine Gesichtscreme.
Influencer Rabattcodes bringen hier "Preisvorteile" zwischen 25% -50%.
Beim Blick in die Inhaltsstoffe der verschiedenen Produkte fiel mir sehr oft auf, dass Parfum sehr weit oben in den Listen steht und auch einige Produkte mit Alkohol formuliert sind. Das heißt, die Produkte sind nicht unbedingt für alle Hauttypen geeignet.
Als Alternative würde ich hier die deutlich billigere und Natrue zertifizierte Naturkosmetikmarke Weleda nennen.
Zum Vergleich: Hier kostet ein Lipbalm ca. 5,29€ und eine Gesichtscreme ca. 8,69€.
Die Produkte von Weleda sind tierversuchsfrei, komplett vegetarisch (viele auch vegan) und bestehen aus besten Bio-Rohstoffen.

Kale & Me
vertreibt eine Reihe von Saftkuren und Brühe, wobei das Hauptaugenmerk auf Fastenkuren liegt, die Körper und Geist wieder in Balance bringen sollen. Es handelt sich hier also nicht primär um eine Marke, die Produkte zur Gewichtsreduktion anbietet.
Die 3-Tage-Saftkur kostet 79€ und steigert sich bis zur 7-tägigen Saftkur für 180€.
Probierpakete sind ab 46€ zu haben.
Influencer Codes bringen hier zwar keine Rabatte, aber 2-3 Säfte "gratis" dazu.
Wer sich mit dem Gedanken an eine Fastenkur trägt, der sollte dies zunächst mit seinem Hausarzt abklären und vielleicht ein wenig Zeit und Mühe investieren und die dafür erforderlichen Säfte selbst pressen. Das wäre unterm Strich die preisgünstigste Alternative.

 

Shape World
vertreibt unter dem Namen Shape Babe Abnehmprodukte und bietet auch ansonsten im weitesten Sinne Nahrungsersatzmittel an.
Die Preise für Kapseln beginnen bei ca. 29€ und Sets können bis zu 149€ kosten.
Sogenannte Taste-Me-Boxen gibt es ab 9,90€.
Influencer Rabattcodes bringen hier einen "Preisvorteil" von 10% - 20%.


Wer sich an den Gedanken mit einer Diät trägt, sollte vorab immer einen Arzt aufsuchen und sich durchchecken lassen. Vor allem wenn diese Art von Produkten zur Gewichtsreduktion herangezogen werden, dann sollte dies immer ausführlich mit dem Hausarzt und im besten Fall auch mit einer professionellen Ernährungsberatung durchgesprochen werden. Eine auf die persönlichen Bedürfnisse und Ziele abgestimmte Ernährungsberatung ist hier nicht nur eine kostengünstigere, sondern 100%-ig auch effektivere und vor allem vernünftigere Alternative.

 

Oceans Apart

bietet Fitness- und Sportmode für Frauen an.

Influencer Rabattcodes gibt es hier in verschiedenen Kombinationen:
Bei einigen gibt es ab einem bestimmten Mindestbestellwert "gratis" ausgesuchte Kleidungsstücke dazu, es wird aber auch mal ein Rabatt von 30% angeboten oder eine Kombivariante.
Welche Qualität die Stoffe und die Verarbeitung dieser hat, vermag ich zwar nicht zu beurteilen, jedoch sind Preise von 59,99€ - 79,99€ für eine einfache Leggins relativ happig. Selbst mit 30% Rabatt sind die Leggins im Schnitt noch 10€ teurer als die von bekannten Sportmarken wie Reebok, Adidas, Champion, Nike oder auch Puma.



Selbstverständlich gibt es noch einige weitere Consumer-Brand-Marken, die hier aufgezählt und beschrieben werden könnten, aber die in der Liste dürften die bekanntesten sein.
Von der Beschreibung von Marken, die Zahn-Aufhellungs-Systeme, Lippenvergrößerung mit Nadelrollern und Ähnliches anbieten, sehe ich aus gesundheitlichen Aspekten ab. 
Es hat seinen Grund, warum eine erfolgreiche Zahnaufhellung nur vom Zahnarzt vorgenommen werden kann (1. die Zahnsubstanz muss geeignet sein + 2. es geht nur mit speziellen Chemikalien) und Lippenvergrößerungen sind faktisch nur durch eine Aufspritzung (beim Profi!) zu erreichen. Hingegen das ständige Reizen, Durchstechen und Bestreichen der Lippenhaut mit einem speziellen Gel, hat wissenschaftlich keine erwiesene Wirkung.
Dass Keime und Krankheitserreger durch eine geschwächte und zerstörte Hautschutzbarriere in den Körper gelangen können und dort im schlimmsten Fall auch Infektionen auslösen können, ist hingegen hinreichend bewiesen.


Grundsätzlich lassen sich die Consumer-Brands an:
- ihren reinen Influencer- und Social-Media-Marketingkonzepten
- der speziellen und extrem hohen Rabattstaffelung
  und Verkaufstricks wie künstlicher Verknappung (Bsp:"Das Angebot gilt nur für 3 Stunden")
sehr gut erkennen.

Wie jeder im Bezug auf sein Einkaufsverhalten mit diesen Marken umgeht, ist ihm selbst überlassen. Manche Marken bieten wirklich ganz nützliche Produkte an, aber bei diesen Brands ist es immer wichtig, gut mitzurechnen und ohne Rabattcodes, deren Benutzung dann wiederum zu noch mehr Influencer-Marketing führt, geht es hier einfach nicht, da die Produkte sonst restlos überteuert sind.

 

Influencer Kooperationen

Unter dem Begriff Influencer-Kooperation muss man zwischen

- einer Werbekooperation mit einer Marke (Influencer wird für einen Produkttest in Verbindung mit einem Post, einem Video oder einem Blogbeitrag darüber bezahlt)

- und einer Produktkooperation mit einem Brand (die Marke kreiert zusammen mit dem Influencer ein Produkt und bringt dieses dann zusammen mit ihm heraus) unterscheiden.

Bei der Werbekooperation fungiert der Influencer einfach als Werbefigur für eine bekannte Marke und ein bestimmtes Produkt, das er testet und dann bewirbt.
Für die Marke ist das einfach eine Online-Werbestrategie zusätzlich zu ihren anderen Kampagnen. Auf den Preis der Produkte hat das Influencer-Marketing aber keinen Einfluss. Auch mit Rabattcodes, künstlicher Verknappung und allen anderen Verkaufsstrategien, die wir von Consumer-Brands kennen, wird hier nicht gearbeitet.

Kooperieren eine Marke und ein Influencer, um zusammen ein Produkt auf den Markt zu bringen, dann bringen beide Seiten in der Regel das ein, was sie haben:
Die Marke bringt ihre Erfahrung in der Produktherstellung ein und sorgt dafür, dass die Qualität ihrem Markenimage entspricht. Der Influencer gibt seinen Namen für das Produkt her und bringt als potenzielle Käufer seine Fan-Base mit ein.
Am Beispiel einer Lidschattenpalette lässt sich das, was bei so einer Kooperation möglich ist, ganz gut erklären:
Manche Marken möchten nur den Namen des Influencers "kaufen" und auf die Palette drucken.
Andere Marken (und das ist eine häufige Variante) lassen den Influencer die Farben und das Packaging auswählen. An der Formulierung der Produkte sind sie aber nicht direkt beteiligt.
Es gibt aber auch Make-up Brands, die bei ihren Kooperationen ihren Influencer auch im Labor teilhaben lassen und dieser in Sachen Pigmentierung, Textur ect. im wahrsten Sinne des Wortes "mitmischen" darf.
Beispiele hierfür sind unter anderem:
- bh-Cosmetics x Marvyn Megnificent
- LOV x Hatice Schmidt
- Beauty Bay x Nikki Tutorials

und Beauty Bay x MMMMitchel

(Nikki Tutorials x Beauty Bay Palette)
(Nikki Tutorials x Beauty Bay Palette)

Die bekannteste Marke, die auf diese Art der Influencer-Kooperationen setzt, ist aber Morphe, die in den letzten Jahren Paletten, Pinselsets und Co. unter anderem mit
- Jeffree Star
- Jaclyn Hill
- James Charles
- Laura Lee
und Manny MUA
herausgebracht hat.
Preise und Produktqualität sind aber auch hier 100% Morphe und auch in Sachen Packaging haben nur Jeffree Star und Manny MUA ein bisschen mehr Individualismus zeigen dürfen.

(Jeffree Star x Morphe Palette)
(Jeffree Star x Morphe Palette)

Und nachdem es keine Regel ohne Ausnahme gibt: Morphe ist tatsächlich eines der Brands, das jedem seiner Influencer (egal ob dieser eine Kooperation mit ihnen hat oder auch nur so für sie Werbung macht) einen 10% Rabattcode verpasst.

Marken die von INfluencern gegründet wurden

Vor allem im Kosmetik und Lifestyle-Bereich gibt es einige Influencer, die eine so große Fan-Base aufbauen konnten, dass sie auf Basis ihrer Reichweite eigene Firmen gegründet haben, um selbst Produkte zu entwickeln und zu verkaufen.

In Deutschland sind vor allem
- die Pflegeprodukte der Marke Bilou (Bibis Beauty Palace)
- die Make-up Marke Beetique (Dagi Bee)
- die Crash Cosmetics Make-up und Kosmetikzubehör-Produkte (Luisa Crashion)
und die neu gegründete Make-up Marke Hatice Schmidt Labs (Hatice Schmidt)
als bekannte Beispiele zu nennen.

Doch wie erfolgreich sind solche Unternehmen?
In der Regel sind diese Marken so erfolgreich, wie die Fan-Base des jeweiligen Influencers treu ist.
Deshalb hängt die Preisgestaltung der Influencer gegründeten Brands stark von der Kaufkraft der Fans ab.
Je jünger eine Zielgruppe ist, desto weniger Kaufkraft wird sie in der Regel haben, aber gleichzeitig ist es wahrscheinlich, dass die Gruppe an sich quantitativ größer ist.
Eine Produktpreisgestaltung auf Drogerieniveau ist bei einer solchen Konstellation daher ideal.

(Handcreme von Bilou)
(Handcreme von Bilou)

Vor allem die Produkte von Bilou dürften einigen schon einmal im Drogeriemarkt dm oder auch bei Douglas aufgefallen sein.
Ein Duschschaum kostet hier beispielsweise 3,95€ und ein Shampoo 2,95€.
Die Bilou Produkte sind also relativ erschwinglich und sprechen mit ihrem comicartigen Design die junge Zielgruppe an.
Bibi ist tatsächlich eine der wenigen Influencer, die ihre Marke bis heute nicht nur innerhalb ihrer "Fan-Base", sondern auch außerhalb erfolgreich vertreiben kann.

Aber auch Dagi Bees Beetique Make-up war für kurze Zeit bei dm gelistet, bevor die Marke wieder aus dem Programm genommen wurde und seither von Dagi Bee über einen eigenen Onlineshop vertrieben wird.
Dagi Bee hatte sich bei der Preisgestaltung ihrer Produkte zwar auch an drogerieüblichen Margen orientiert, war aber beispielsweise mit 19,95€ für eine Contouring Palette und 14,95€ für einen 3er Highlighter am oberen Ende der Preisspanne.

Hatice Schmidt hingegen hat eine Zielgruppe, deren Altersdurchschnitt ein wenig höher liegt. Ihre Ambition war es, mit dem Launch ihrer ersten beiden Lidschattenpaletten ihr Make-up Brand Hatice Schmidt Labs im High-End Bereich zu etablieren. So kostete eine Palette mit 9 Farben knapp 55€.
An ihrer Preisgestaltung und den extrem selbstbewussten Aussagen bezüglich der Qualität ihrer Produkte gab es teilweise Kritik auf Youtube und Instagram, die sich inzwischen aber wieder beruhigt hat.
Hatice Schmidt konnte ihre ersten Produkte laut Website komplett abverkaufen und wird weitere dekorative Kosmetika für ihr Brand entwickeln.


Aber auch international ist in Sachen Influencer gegründete Marken einiges geboten:

In den USA sind die wohl bekanntesten:

Tati Westbrook:
Halo Beauty (Nahrungsergänzungsmittel / Vitamine für Haare und Haut)
Tati Beauty (Make-up Marke)

Jeffree Star:
Jeffree Star Cosmetics (eine Make-up Marke)

Manny MUA:
Lunar Beauty (Make-up Marke)

und ganz neu in den UK:
MMMMitchel - Made by Mitchel (Make-up Marke)

 


Bei den von Influencern gegründeten Brands ist die Marke in der Regel stark vom Ruf und der Reichweite des jeweiligen Gründers abhängig.
Welche Auswirkungen das in der Praxis haben kann, sehen wir gerade an zwei Beispielen aus den USA sehr deutlich:

Tati Westbrook befindet sich gerade inmitten eines Rechtsstreits mit einem ihrer Geschäftspartner ihrer Vitamin-Firma. Es geht um große Summen und da Gerichtsdokumente in den USA offen einsehbar sind und die Youtube-Kultur sogenannte Drama-Channels hervorgebracht hat, wird die "schmutzige Wäsche" gerade unfreiwillig in der Öffentlichkeit gewaschen.
Wie sich das aber tatsächlich auf die Verkaufszahlen von Halo Beauty auswirkt, kann glaube ich keiner sagen, was aber nicht bedeutet, dass einige Leute keine Vermutungen anstellen würden.
Der gute Ruf von Tati hat aber in jedem Fall gelitten.

Das zweite Beispiel ist Jeffree Star Cosmetics.
Die Make-up Marke soll unter den nicht enden wollenden Skandalen seines namensgebenden Gründers inzwischen ziemlich leiden, sodass angeblich sogar eine Umbenennung der Marke in Erwägung gezogen worden sei.
Was genau hinter den Gerüchten steckt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, jedoch hat Star sinkende Abozahlen auf allen Social Media Plattformen zu verzeichnen und seine Produkte scheinen sich nicht mehr ganz so schnell auszuverkaufen wie früher - um es vorsichtig zu formulieren.
Außerdem hat die klassische Presse in jüngster Zeit mit einem Enthüllungsartikel über Stars Vergangenheit für Aufsehen gesorgt.
Das alte Sprichwort "Jede Presse ist gute Presse", trifft hier allerdings ganz und gar  nicht zu.
Auch die Drama-Video-Berichterstattung über seine Verfehlungen nimmt indes immer weiter zu.

 

Die Dropshipping-Masche mit Influencern

Achtung! Das hier ist ein absoluter Sonderfall, den ich der Vollständigkeit halber aber erwähnen möchte, auch wenn er nur selten vorkommt.

Dropshipping an sich ist kein Betrug, sondern beschreibt einfach eine Methode Produkte zu verkaufen, ohne ein eigenes Lager (+Lagerkosten) haben zu müssen.
Am besten lässt sich dieses Modell an einem konkreten Beispiel erklären:

Der Verkäufer hat einen Online-Shop, über den er Fernseher vertreibt. Diese hat er aber nicht an Lager, sondern bestellt die erst beim Hersteller, wenn ein Kunde bei ihm etwas kauft. Damit der Kunde dann nicht ewig warten muss, bis die Ware vom Hersteller zum Händler und von dort aus zu ihm geliefert wird, hat der Verkäufer mit dem Hersteller den Deal, dass dieser den bestellten Fernseher direkt an den Endkunden verschickt.
Der Verkäufer spart sich so den Aufbau eines Lagers und damit verbundene Lagerkosten und der Hersteller bekommt als Ausgleich für seinen Mehraufwand einfach etwas mehr vom "finanziellen Kuchen" ab.
Die Differenz zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis ist wie in der klassischen Kalkulation dann auch der Rohgewinn des Verkäufers.

Verlangt der Verkäufer also im Onlineshop 300€ von seinem Kunden für den Fernseher und der Hersteller möchte dafür inklusive Versand an den Endkunden vom Händler 100€ haben, dann ist die Differenz von 200€ in diesem Rechenbeispiel der Rohgewinn des Verkäufers.


Nun gab es in jüngster Zeit Berichte über Vorfälle, in denen Influencer sich bei Billigwaren-Anbietern im Ausland Produkte ausgesucht haben, sich jeweils ein Stück davon schicken haben lassen, einen Online-Shop eröffnet haben und die Produkte dieses Onlineshops dann auf ihren Social Media Kanälen beworben haben.
Hier wurden unter anderem elektrische Zahnbürsten, die für ein paar Euro in China zu kaufen waren, als hochwertige Qualitätsware angepriesen und mithilfe des Marketingtricks der künstlichen Verknappung ("nur für 2 Stunden" , "nur noch wenige verfügbar" ect.) mit teilweise 1000% Gewinn und mehr an die ahnungslose Followerschaft verkauft. Hierbei wurde nicht nur in Sachen Werbeversprechen gelogen wie gedruckt, sondern auch die Herkunft der Produkte verschwiegen und wie diese zum Kunden kommen - nämlich mit Dropshipping - oft nur zu erahnen, weil auf den Websites dann Lieferzeiten von 3-6 Wochen angegeben werden.


Doch warum erwähne ich das in diesem Blogbeitrag eigentlich?

Heißt das jetzt, dass alle Influencer so etwas machen? - Auf gar keinen Fall!
Es waren / sind laut Berichten nur eine handvoll Leute gewesen, die auf so eine hirnrissige Idee gekommen sind und gedacht haben, sie könnten mit ihren Followern alles machen.

Die ganz große Mehrheit, also auch dein Lieblingsinfluencer, wird es nicht riskieren, seine hart aufgebaute Community absichtlich zu verärgern.
Natürlich möchte der Influencer Geld verdienen, aber dies wird er in der Regel über den Aufbau einer eigenen seriösen Marke, über Werbeverträge, mit der Monetarisierung seiner Channels oder Ähnlichem tun.

Ich habe den Punkt des Dropshippings und speziell, wie es misbraucht wurde, trotzdem erklären wollen, damit
a) niemand auf so etwas hereinfällt und
b) weil in vielen Videos und Berichten immer nicht klar gestellt wird, dass das Dropshipping an sich nicht unseriös ist.

Viele Händler, die sich gerade erst eine Existenz aufbauen, können sich einfach noch keine Lagerhaltung leisten, da diese wirklich eine der teuersten Punkte in einem Handelsbetrieb ist. Warum also dann nicht, wenn es möglich ist, mit dem Hersteller einen finanziellen Ausgleich vereinbaren, dass dieser für einen die Produkte direkt verschickt.
Der Verkäufer handelt hier nicht unseriös und lügt den Kunden auch nicht über die Marke, Herkunft oder die Produkteigenschaften an. Reines Dropshipping beschreibt wirklich ausschließlich, wer die verkaufte Ware am Ende versendet.

Was ich dir als Fan und Käufer noch mit auf den Weg geben möchte

Werbung hat es schon immer gegeben und dass sie sich von Radio-, Fernseh- und Printwerbung vermehrt hin zu online Marketingkonzepten, also auch zum sogenannten Influencer-Maketing hin erweitert hat, ist per se nichts Schlechtes.
Persönlich würde ich eine Marke oder ein Produkt nicht von vorn herein ablehnen, nur weil ein Influencer dafür Werbung macht.

Ob man einem Werbeversprechen von einem Influencer gegenüber aber vertrauensseliger sein möchte, als bei den "üblichen Tricks" der herkömmlichen Werbung, muss jeder selbst für sich herausfinden und eventuell seine eigenen Erfahrungen machen.

Um am Ende bei seinen Einkäufen immer ein gutes Gefühl und hoffentlich auch noch genug im Geldbeutel zu haben, sollte man sich ein paar betriebswirtschaftliche Grundlagen immer vor Augen führen:


1. Angebot und Nachfrage
Die Nachfrage bestimmt auf dem freien Markt den Preis eines Produktes abhängig von dessen verfügbarer Menge.
Heißt: Ist die Nachfrage hoch, das Angebot aber nur begrenzt, ist der Preis sehr hoch.
Ist das Angebot groß, aber die Nachfrage nur gering, ist der Preis niedrig.
Decken sich Bedarf und Angebot, dann pendelt sich der Preis in der Mitte ein.

--> Ist der Preis des Produkts, das ich haben will, im Vergleich zu ähnlichen Produkten und deren Preisgestaltung realistisch bzw. ähnlich?
Weicht der Preis für mein Produkt deutlich ab? - Wenn ja, gibt es erkennbare Gründe dafür?

2. Produktpreis-Kalkulation
Hier gibt es mehrere Varianten, aber im Hinterkopf haben sollte man grundsätzlich die sogenannte Zuschlagskalkulation. Ganz wichtig: Rabatte werden von Anfang an
in den Produktpreis miteinkalkuliert. Genauso wie die Kosten für Marketing und Co.

--> Die Frage, die man sich hier stellen sollte, lautet also: Wofür genau bezahle ich hier und wie viel?


3. Monopol, Oligopol und Polypol
Hinter den Begriffen versteckt sich einfach ausgedrückt die Zusammensetzung des Marktes: Wie viele Anbieter gibt es für diese Produktart? Gibt es nur einen Anbieter oder viele? Werden mir Alternativen geboten?

--> Wie viele bieten dieses Produkt an? Ist der Preis für das Produkt, das ich haben will, gerechtfertigt? Gibt es Alternativen, die mir ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten?

Wer sich diese Fragen vor einem Kauf stellt und zudem ein bisschen Rechnen kann und mitdenkt, der kann beim Einkaufen immer einen guten Deal für sich finden und nicht passende Angebote ausschließen.
Denn auch wenn so manche Consumer-Brands behaupten, sie würden ganz neue Verkaufskonzepte entwickeln und neue Wege gehen: Die Grundlagen, wie Handel funktioniert, sind seit jeher immer gleich.


Alles andere drum herum ist eben nur Marketing und mit einem Zaubertrick gut vergleichbar:

 

Ein paar Leute glauben wirklich an Magie und dass man ein Kaninchen aus dem Hut zaubern kann, andere schätzen einfach eine gute Show und wieder andere durchschauen die Tricks und lassen sich nicht blenden.

Am Ende muss jeder selbst wissen, was ihm die Zaubershow wert ist und ob er nicht doch einfach nur das Häschen haben möchte, ohne die Show.